Postmoor - in Freud und Leid (1)

Was die Postmoorer auszeichnet, ist ihr Solidarverhalten untereinander. Einer war immer für den anderen dar. Dies war auch notwendig, weil sie sich einander einfach nötig hatten.

Die Postmoorer übten so gute Nachbarschaft, daß auch familiäre Angelegenheiten hiervon nicht unberührt blieben. Trotz harter Arbeit kam die Geselligkeit nie zu kurz. Geburtstage, Hochzeiten und auch sonstige familiäre Anlässe wurden zusammen gefeiert. Ebenfalls Clubveranstaltungen, wie z. B. früher vom Guttemplerverein oder später vom Club Edelweiß. Die Verbundenheit ging früher sogar so weit, daß Nachbarn unter sich gegenseitig Taufpaten für ihre Kinder waren. Aus meiner Familiengeschichte ist bekannt, daß August Mehrkens für meinen Bruder Hans Pate gestanden hat.

Für Johannes Bellmann *29. 07. 1869 war z. B. die Nachbarin Christine Brüggmann Taufpatin gewesen. Auch zu den s. g. Knechten und Mägden hatten sie ein einvernehmliches Verhältnis, zumal sie sich selbst aus diesen Kreisen zu Anbauern empor gearbeitet hatten. So werden Paten nachgewiesen, wie z. B. Peter Dankers, späterer Anbauer auf der Bucht in Bliedersdorf, der als Knecht in Postmoor gearbeitet hatte und dort auch als Taufpate aufgetreten ist. Casper Dammann, Dienstknecht in Postmoor, trat ebenfalls in Postmoor als Pate auf. Das gleiche gilt auch für Trauzeugen.

Vielleicht sollte ein jeder von uns einmal in seiner Familiengeschichte nachschauen, ob es dort auch solche Fälle gab.



Goldene Hochzeit

Goldene Hochzeit

(Goldene Hochzeit von Tante Liesche und Onkel Hannes.
Bericht aus der „Horneburger Woche“ vom 4. 9. 1975)


Buck-wegbringen

Nach Mitternacht, wenn die Hochzeitsfeier ausklingt, kommt „de Buck“ auf den Saal.
Ein stabiler aus Holz hergestellter Bock, der zwar männliche Geschlechtsteile aufweist aber keine Hörner trägt.
Zunächst wird er auf dem Saal herumgeführt und von den Gästen begutachtet. Anschließend wird nach den Klängen der Musik auf ihn in der Runde geritten und Spaß mit den Gästen gemacht.

Das junge Brautpaar bestimmt, wohin „de Buck“ anschließend gebracht werden soll. In der Regel erhält ihn jemand, der alsbald heiraten wird. Wenn der Betroffene es ahnt und vielleicht sogar auf der Hochzeit mitfeiert, geht er vorzeitig nach Hause und bereitet sich auf den Besuch vor. Es kann aber auch ein ahnungsloses Opfer treffen. Mit Musik und viel Hallo macht sich eine Gruppe auf den Weg und trommelt den Zubeglückenden aus dem Bett. Wenn das Glück es will, wird auch die Braut hiervon überrascht.

„De Buck“ tritt als erster ein und bekommt etwas zu saufen. Aber auch die Gäste haben nach dem anstrengenden Marsch wieder gewaltigen Durst. Da „de Buck“ nun aber auch noch Hunger verspürt und die Gäste ebenfalls hungrig geworden sind, musste der Gastgeber Spiegeleier in die Pfanne schlagen oder sie auf andere Art beköstigen. Für die künftige Unterbringung im neuen Stall wurde die nötige Einstreu (Holzspäne oder dgl.) mitgebracht und „mäßig“ ausgestreut.

Wenn die „lieben“ Gäste das Haus ohne „Buck“ verließen, hatten sie Glück bringende Spuren hinterlassen.
Der neue Besitzer muss das Tier bis zu seiner Hochzeit hegen und pflegen und darf es erst danach einem neuen Hochzeitsanwärter überbringen lassen.

Nach alter Tradition darf die Abnahme des Bockes nicht verweigert werden!
Auch bei Silberhochzeiten ist es bei uns üblich, dass „de Buck“ weggebracht wird.

Abendliche Klönschnacks

Sehr viel mehr als heute kamen die Nachbarn abends untereinander zusammen. Das Fernsehen hat leider dafür gesorgt, daß das nachbarliche Zusammenkommen heute bis auf ein Minimum eingeschränkt worden ist. Abendliche Klönsnacks mit Kartenspielen waren an der Tagesordnung. Frauen hatten dann ihr Strickzeug dabei oder machten andere Handarbeiten. Nichtstun war unsittlich und lag für die Frauen nicht drin! Die Bewirtung war nicht üppig, meistenteils standen nur Äpfel auf dem Tisch. Diese Abende hatten auch die Bedeutung, die Zusammenarbeit auf den Höfen zu besprechen. In den letzten Jahrzehnten, wo immer mehr Freizeit zur Verfügung stand, hat sich hier viel verändert. Skat und andere Kartenspielerclubs, Kegelvereine, sportliche Aktivitäten, aber auch andere Zusammenkünfte geselliger Art sind an der Tagesordnung. Die Solidarität untereinander ist aber wie eh und je in Postmoor geblieben!

Die treue Skatrunde

Die langjährige Skatrunde bei Edgar Bellmann zeugt wirklich von besonderer freundschaftlicher Verbundenheit. Im Jahre 1953 trafen sie sich das erste Mal zu einem Spielchen. Peter Ehlers hatte gerade seinen ersten Gesellenlohn als frischgebackener Mauergeselle erhalten, Edgar Bellmann war gerade fünf Jahr verheiratet, als sie zusammen mit Edgars jüngerem Bruder Henry und Horst Wiesing einen Skatclub gründeten.

Es war damals noch, als Edgar mit seiner Familie in dem kleinen Behelfsheim an der Grenze zu Heino Brüggmann wohnte. Ein idyllisches Kleinod, wo alle gerne hingehen mochten. Edgar betrieb von dort auch eine Getränkeniederlassung, insbesondere das Dortmunder Hansa-Bier sorgte für guten Umsatz. Viele von uns mögen sich noch gerne daran erinnern, wenn wir gegenüber beim Transformator im Graben saßen und mit einer Flasche Bier in der Hand bis spät in die Nacht hinein plauderten. Und hatten die jungen Knechte von Brüggmann einmal Hunger, ließen sie sich die selbstmitgebrachten Eier von Gretel in die Pfanne schlagen. Einmal aber, so erzählte Edgar mir, hatte sich jemand „Bulleneier“ braten lassen, das hätte so fürchterlich gestunken, daß die Pfanne danach nicht mehr benutzt werden konnte.

Ja, ja, es war schon eine schöne Zeit, obwohl nicht alles so üppig zuging, wie heute.

Kann kommen, was mag, jeden Freitag traf oder trifft man sich bei Edgar, nunmehr seit Jahren in der Kellerbar. Nur bei ganz dringenden Familienangelegenheiten durfte dieser Freitag einmal ausfallen. Für den Einzelfall war immer der vierte Mann zur Stelle. Edgar und Peter waren von Anfang an dabei; Henry, der nach Amerika ging, wurde von Heinz Sennert abgelöst, beide sind leider früh verstorben. Otto Feindt und Hans Grewe gehören noch heute zum Stamm der Spielrunde. Auch Jupp Prinz, der nicht mehr unter uns weilt, hat jahrelang in diesem Club mitgemischt. Wir wünschen diesem Postmoorer Skatclub weiterhin ein gutes Blatt und noch viele erlebnisreiche und „reizvolle“ Jahre.

Einstandsparty in Postmoor


Einstandsparty
(Die „Horneburger Woche“ berichtet am 4. 9. 1975)

Postmoor - Freud und Leid (Teil 1)
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