Fasloben Immer am zweiten Sonnabend im Februar,
so die Tradition, wird in Postmoor noch heute “Fasloben“ gefeiert. Otto Feindt schreibt noch heute Plakate,
die auf dieses Ereignis hinweisen und zum Mitmachen und Bereithalten
der Eier animieren. Gegen 14.00 Uhr versammeln sich die Schnorrer
bei Edgar Bellmann. Jeder zahlt seinen Obolus. Damit aber alle schön bei der Stange bleiben,
gibt’s unterwegs immer wieder mal einen „aus’m Buddel“. Was wir
aber auch sehr zu schätzen wissen, ist, daß Grete Winkelmann uns
mit selbstgebackenem Kuchen und heißem Kaffee überrascht und uns
damit so richtig wieder aufmuntert. Und schon wenige Häuser weiter,
bei Berta und Fieten Höft gibst „Berliner zum Sattessen". An diesem Tag kann man sich wirklich nicht
beklagen. Man wundert sich nur, wieviel Berliner so manch einer
wegdrücken kann! Aber die Pflicht ruft zum Aufbrechen . Zwischendurch
werden volle Eierkörbe gleich zum Wirt transportiert. Neben den
zahlreichen Häusern, und es wurden immer mehr, müssen wir auch noch
die beiden Wirtshäuser besuchen. „Jungedi!“, wohin mit all dem Alkohol,
abends sollen wir ja auch noch „fit“ sein. Aber irgendwie wird es
immer wieder geschafft. Mit Musik geht es dann zum Tivoli, wo
das große Eieressen stattfindet. 10 Einer pro Nase, und wer mehr
möchte, bekommt auch mehr. Sie sind so gekocht, daß man sie aus
der Hand essen kann. Mit einer guten Unterlage geht es zunächst
nach Haus, um sich einen guten Zwirn anzuziehen und dann gemeinsam
mit der Frau, Braut oder Freundin abends „Fasloben to fiern“ mit
Tanz und guter Laune.
Die hohe Obrigkeit hatte 1776 verlauten
lassen, daß die Amtsgerichte u. a. fleißig darauf zu achten hätten, „daß wer u. a. das verbotene höchst ärgerliche
Fastnachtwesen, Osterfeuer, Maigräfschaft, Pfings- und Fensterbier
wieder einzuführen sich erdreisten sollte, so sind die dabei Interessierten
nicht mit Geld, sondern mit Gefängnisstrafe zu legen“. Pannkooken Den alten Postmoorern war Schuster August
Thobaben, *13.05.1847, Onkel und Taufpate von August Mehrkens, als
lustiger Spaßvogel bekannt. U. a. hatte er auf den damaligen Pastoren
Hinrich Gottlieb Elias Pfannkuche, der von 1853 bis 1867 in Bliedersdorf
Pastor war, in Bezug auf seinen Namen ein Gedicht verbreitet: „Pannkooken
is een feines Eeten, (Diesen Vers und noch
mehr bin ich von Johannes Löhn aus Bliedersdorf gewahr gewo Pingsbüdel Das Wort „Pfingsten“ stammt vom griechischen
„Pentekoste“, der fünfzigste Tag nach Ostern. Die alte Tradition, als Symbol des Frühlings
Birkenzweige zu beiden Seiten der Hoftür -Grootdöör- bzw. Haustür
anzubringen, wird heutzutags nur noch von wenigen aufrechterhalten.
Früher, noch zu meiner Jugendzeit, war es noch gang und gäbe. Auch
wer im Hause zuletzt aufgestanden ist, bekam einen Birkenzweig auf’s
Bett gelegt und wurde „Pingsbüdel“ genannt. Bei einer Radtour wurden
die Fahrräder mit dem jungen Grün geschmückt; oder wenn man no’m
Pingstmark, no Neekloster, wo de Pingsossen ansnee’n wöör“ ( heidnischer
Opferbrauch), radelte. Selbst Pferde, die als Gespann vor dem Ausflugswagen
standen, wurden damit feierlich geschmückt. Das Pflanzen von Pfingstbäumen ist bei uns in Postmoor noch Tradition. Jugendliche stellen vor Gasthäusern und vor Häusern sonstiger Sponsoren große Pfingstbäume auf. Es bereitet schon einige Mühe, bevor der Pfingstbaum gerade und ordentlich feststeht. Das Pfingtsbaumpflanzen ist natürlich nicht kostenlos. Wer mit einem solchen Birkenbaum, mit bunten Papierschleifen geschmückt, beehrt wird, muß dafür mindestens „Buddel Schluck“, Kiste Bier oder ein bißchen Geld spendieren. Von dem Gesamterlös wird dann letztendlich eine gemeinsame zünftige Fete ausgestattet. Zur letzten Ruhe Die Bestattungen unserer verstorbenen
Mitbürger erfolgte von jeher auf dem Friedhof in Bliedersdorf. Bis
Sommer 1880 wurden sie noch auf dem s. g. Kirchhof beigesetzt. Die
Bezeichnung „Kirchhof“, weil er bei der Kirche, wie früher üblich,
angelegt war. (Siehe auch Bliedersdorfer Chronik). Ab 1880 wurde der neue Friedhof belegt.
Kleinkind in der Aue ertränkt
Wiedergabe einer Lokalnachricht der Horneburger Zeitung: aus dem Jahre 1910: *** Horneburg, 8. Juli. In einem Anfall geistiger Umnachtung nahm in der Nacht auf gestrigen Donnerstag die junge Frau eines Maurers im nahen Postmoor ihr jüngstes 1 ½ Jahre altes Kind, ein Mädchen , aus dem Bette und eilte damit der nahen Aue zu, um sich und das kleine Wesen zu ertrinken. Gegen 3 Uhr langte sie ohne Kind von Wasser triefend bei einem ebenfalls im Postmoor wohnenden Bruder an und bat, wirre Reden führend, um Einlaß. Seit längerer Zeit befindet sich die Frau in einem kranken Zustande. Das Kind fand man am anderen Morgen als Leiche in der Aue, auf dem Wasser treibend in der Nähe der Eisenbahnbrücke. Der Mann und zwei andere Kinder haben von dem Weggang der Mutter nichts gemerkt. Wahrscheinlich wird die Frau, die jetzt zu Bett liegt und von dem ganzen Hergange nichts weiß, später einer Heilanstalt zugeführt werden. Eine Gerichtskommission hat den Tatbestand bereits aufgenommen. Vermerk: Nach Angaben
aus dem Kirchenbuch handelt es sich um die Familie: Maurer Friedrich-Wilhelm
Kiehn und Ehefrau Margaretha, geb. Bellmann, * 29.07.1879. Maria
hieß das kleine Opfer, * Januar 1909, + 07.07.1910. F.W. Kiehn
ist am 27.02.1919 gefallen, was aus der Ehefrau geworden ist, ist
nicht bekannt. Erste Beisetzung auf dem „Catharina
Winkelmann, geb. Rohde, geboren am 18.01.1821, Ehefrau des Heinrich-Wilhelm
Winkelmann in Postmoor 15, ist am 05.07.1880 verstorben und am 08.07.1880
auf dem neuen Friedhof als erste Bestattung beigesetzt worden.“ Trauerzug von Postmoor Die Trauerandacht fand in den meisten
Fällen im Trauerhause statt. Wo vorhanden, wurde die Leiche auf
der Diele aufgebahrt oder in einem sonstigen Zimmer des Hauses.
Nach der Andacht wurde sie von dort mit einem pferdebespannten Leichenwagen
zum Friedhof nach Bliedersdorf gebracht. Die gesamte Trauergemeinde
folgte dorthin zu Fuß. Die Bestattungen vom Hause aus wurden
durch den zunehmenden Verkehr auf der Straße immer problematischer,
aber auch zum Teil wegen enger, häuslicher Verhältnisse. Wegen dieser
Schwierigkeiten wurden immer öfters Beerdigungen von der Kirche
aus vorgenommen. Diese Situation führte dazu, daß die Gemeinde 1971
die Friedhofskapelle errichten ließ. Sie wurde am 29.08.1971 eingeweiht. Sterbekasse auf Gegenseitigkeit Aus einer Notlage heraus gründeten Bliedersdorfer,
Postmoorer und Rutenbecker Bürger 1925 eine Sterbekasse auf Gegenseitigkeit.
Die Sterbefälle von Hinrich Ropers am 26.09. und Wilhelm Cohrs 01.10.1925
waren Anlaß, in dieser Notzeit den Verein zu gründen. Als Kassiererin war lange Jahre Frau Erna
Winkelmann tätig; zuletzt kassierte noch Johann Quast aus Bliedersdorf.
Diese Selbsthilfegruppe bekam, wie soviele dieser Einrichtungen,
das Problem zu spüren, daß die Heranwaschsenden sich nicht mehr
beteiligen wollten. Im Elternhaus wurde noch für die Kinder bezahlt.
Gründeten sie aber selbst eine Familie oder verließen aus anderen
Gründen das Elternhaus, so schieden sie größtenteils als Beitragszahler
aus.
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