Die Geburtsstunde Postmoors

- Die Entstehung von Postmoor reicht in die Zeit
der Moorkolonisation der Jahrhundertwende des 17./18. Jh. zurück -

 


(Das älteste, noch erhaltene Haus Postmoors, das Haus von Bellmann, erbaut 1831)

 

1795

 Johann Dammann, Neubauer im Post

1795 schlug die Geburtsstunde von Postmoor. Pastor Fuhst schreibt hierüber u. a. in der von ihm herausgegebenen Dorfchronik unter der o. g. Überschrift:

"Vom Elternhof seiner Frau Catharina Martens (jetzt Ropers) erhielt er 2 Morgen und 56 Quadratruten Land (ca. 6465 m²) und baute sich ca. 100 Meter westlich des jetzigen Alten Rasthauses, Postmoor 35, ein Haus“.

Die Anbauerstelle Dammann mußte ihre Meierpflichten dem Gutshof Nottensdorf erbringen und war ihm zinspflichtig.

Die Gesellschaft dieser Zeit war weitgehend ständisch gegliedert. Damals zahlte man noch in der Währung von 1566 mit dem s. g. Reichsthaler.

Hier ein Auszug aus der von Düringsakte 41.7 des Nds. Staatsarchivs Stade, in der die Meierpflichten von Dammann anerkannt worden sind:

„So ist folgendes festgesetzet: Jochim Martens überläßet an Johann Dammann, Seyn Ihm im  Post Moore gehöriges Stükkes, um damit nach guthdünken Schalten und Walten zu können. Wogegen Johann Dammann Sich verpflichtet von des Jochim Martens Seyner Jährlig auf Michely zu entrichten 21 Rth. Meyer-Gefälle an baaren Gelde 5 Rth. zu übernehmen, und Solche in der folge an mir als Synen Künftigen Guths- Herren nebst 2 Rth. noch überher allso in Allen alle Jahre auf Michely und zwahr Michely 1793 zum Ersten Mahle 7 Rth, auch bey Veränderung der Guths-Herrschaft den Willkommen mit 6 Rth. zu bezahlen und nichts ohne Guths-Herrlige Genehmigung von Syner Meyer-Stelle zu Veräußern, bey Verlust des Ihm zu ertheilenden Meyer-Rechts.

Nachdem Ihnen nun Obiges von mir deutlich vorgelesen und Sie Solches Ihrer Meynung völlig gemäß erklärten, Sie Sich auch zu Erfüllung alles deßen, daß hier Oben benanndt bey Verlust Ihrer Habe und Güter verpflichteten, Soist Solches alles von mir die Guths-Herren genehmigt, Conformieret und Johann Dammann nachdehm Er die doppelten Haftendung bezahlt das Meyer-Recht ertheilet.“ Unterschrift: D. v. Düring

Lt. Versicherungspolice vom 01.02.1856 hatte das Wohnhaus eine Länge von 55 Fuß = 16m und eine Breite von ca. 11m und war mit 800 Mark bei der „Bremen und Verdensche Brand - Versicherungs - Gesellschaft“ versichert. Das Haus stand mit seinem nördlichen Giebel zum „Großen-Wiesen-Damm“ (B 73). Die erst im Jahre 1956 gefällten Bäume, die als Wind- und Wetterschutz vor dem Giebel gestanden hatten, bezeugen es. Die Hofzuwegung erfolgte direkt vom „Großen-Wiesen-Damm“ aus.

Das Anwesen brannte ca. 70 Jahre nach der Errichtung im Jahre 1869 ab, Gott sei Lob, daß es versichert war. Es wurde dann an der Straße, heute „Altes Rasthaus“, neu errichtet. Aber schon Mai 1871 erwirbt Hinrich Brüggmann, Holzhändler und Anbauer in Postmoor die in Konkurs geratene Hofstelle. 1897 trennt Brüggmann sich von dem Wohnhaus mit Hofstelle, behält aber das Wiesengrundstück, wo das erste Haus gestanden hatte, in seinem Eigenbesitz. Durch die Verkoppelung wird von der Dorfstraße (K 37) bis an den „Großen-Wiesen-Damm“ ein Koppelweg mit einer Zuwegung zur „Brüggmanns Weide“ neu geschaffen.

Auf jeden Fall sind Johann Dammann und seine Frau Catharina die ersten "Postmoorer" gewesen. Ihnen folgten in späteren Jahren auf dem Töfenkamp weitere Neusiedler: 1815 kamen Johann und Catharina Feindt mit Schwiegervater, Johann Paul, sie hatten das Grundstück 1812 in der Franzosenzeit erworben. Der Kaufvertrag wurde in deutsch und französisch abgefaßt.

Damals gehörten wir zum französischen Kaiserreich, zum Departement der Elbmündung, Arrondissement Stade und Canton Horneburg.

1831 bauten Hinrich und Magdalene Bellmann, Postmoor 7a; das Haus steht heute noch. Das Bellmann'sche Haus ist das älteste noch erhaltene Haus aus der Gründerzeit von Postmoor!

In dem Verzeichnis sämtlicher Ortschaften im Königreiche Hannover von 1823, herausgegeben vom Kanzleirat W. Ubbelohde, wird die Feuerstelle Dammann mit Hof "Post - Moor" bezeichnet und mit 7 Einwohnern ausgewiesen, die Feuerstelle des Hofes "Feindt" dagegen unter Töfenkamp mit 5 Einwohnern.

In der Erbfolge der Familie Dammann spricht man in den kirchlichen Unterlagen von 1795 von „Neubauer im Post", 1830 "Anbauer auf dem Töfenkamp", 1860 "Anbauer in Postmoor."

Die Neuansiedler in Postmoor wurden als Ab- und Anbauern bezeichnet. Bekam jemand ein Stück Land von der Hofstelle „abgebaut“, dann war er Abbauer; er konnte aber auch an anderer Stelle Land erwerben und sich dort „anbauen“, mithin war er Anbauer.

Das gesamte sich entwickelnde Wohngebiet wird später als Postmoor bezeichnet. Bei Einführung der ersten Hausnummern im Jahre 1857 wird der Ortsteil Postmoor als gesonderte Einheit von Bliedersdorf mit Hausnummern ausgestattet.

Unser kleiner Heimatort Postmoor, welcher uns allen so ans Herz gewachsen ist, wird von Heinrich Voigt u. a. wie folgt beschrieben:
O, Heimatort, mein Heimatort,
Wie hab’ ich dich so gerne!
Denk’ ich an meine Jugendzeit,
Da bin ich so voll Fröhlichkeit:
Da singe ich, da lache ich
In noch so weiter Ferne.

 


(Der „Meyer-Brief“ (Seite 1) zwischen dem Gutsherrn D. von Düring und Johann Dammann)



(Der „Meyer-Brief“ (Seite 2) zwischen dem Gutsherrn D. von Düring und Johann Dammann.
An der Seite rechts als „Unterschrift“, der Daumenabdruck von Johann Damman)


(Versicherungsschein einer Brandversicherung des Joachim Dammann aus dem Jahre 1856)


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