Sandgruben und ihre Tücken

 

Beim Trassenausbau der Landstraße von Postmoor bis Rutenbeck, die 1848 als Grandbahn fertiggestellt wurde, wurde der erforderliche Sand aus der Sandgrube im Postmoor (heute Standort der Hangkampsiedlung) entnommen. Es war kurz vor 1848, da erlebte man im Postmoor und Bliedersdorf die Tücke dieser Grube, wie 100 Jahre später im Hamburger Anzeiger zu lesen war.

Hier der Zeitungsbericht:

Die tückische Sandgrube

"Im Laufe der Jahre hatte sich den Sandgräbern eine steinige Endmoränenschicht in den Weg gelegt. Schon wollte man der Grube den Rücken kehren. Die Eifrigen jedoch schaufelten tiefer in den Grund, unter die meterbreit überhängende Steinschicht.

Man beachtete die Gefahr wohl, man sprach an Winterabenden über die mögliche Arbeitsweise in der Grube ... aber die Steinpackung von oben her abräumen: daran ging man nicht!

So lauerte die tückische Sandgrube auf ihr erstes Opfer.

Es war ein arbeitsamer Bauer in jungen Jahren. Als schon die anderen Feierabend hielten, ratterte sein Gespann noch hinaus, eine Fuhre Sand zu holen für den Schuppenbau. Da sind die Steinmassen herabgerollt und haben den Unglücklichen in ein frühes Grab gelegt. In der beginnenden Dunkelheit raste das Gespann führerlos ins Dorf und peitschte die Menschen aus ihrer Ruhe. Aber die größte Eile und wahre Herkulesarbeit riefen das junge Leben nicht wieder zurück.

Mehr als ein halbes Jahrhundert verstrich. Die Leute, ,die jene Verschüttung miterlebten, starben dahin. Der südliche Rand des Sandlagers erreichte die Ackergrenze (heute: bepflanzter Holzplatzrand von Brüggmann). Unvorsichtig, wie wir Menschen so sind, wenn wir unsern Vorteil allzu scharf im Auge haben, grub man von unten her noch ein Stück in den Ackergrund und über die rechtliche Nutzungsgrenze hinaus, so daß oben ein breiter Schollenstreifen überhing. Der frische Grasbewuchs täuschte festen Untergrund vor - das sei zur Entschuldigung des jungen Knechts gesagt, der an seinem letzten Morgen sorglos die beiden Braunen über das Feld trieb und die Gefahr vergaß. Weil er von außen nach innen pflügte, geschah das Unglück gleich frühmorgens. Plötzlich bäumte sich das Handpferd, der Boden unter seinen Hufen gab nach, und rettungslos zog das Tier den Arbeitsgefährten, Pflug und Knecht hinter sich drein. Der Unglückliche vermochte sich nicht mehr aus den geschulterten Zügeln zu lösen ...vier Meter polterten Mensch, Tier und Eisen in die Tiefe. Ein Bauer, der auf der Straße mit seinem Ackerwagen vorüberfuhr, rannte zur Unglücksstätte. Mit Mühe schleppte er den schwerverletzten Jungburschen zum Wagen. Doch bevor der nächste Arzt auf seinem Kutschwagen herbeieilte, verblutete der Knecht an den furchtbaren Wunden, die die Pflugschar ihm gerissen. Auch die beiden Pferde mußte man von ihren Leiden erlösen.

Heute deutet ein Zaun in breitem Abstand von der Gefahrenzone dem Besitzer die Arbeitsgrenze an. Schaue jeder, der hier vorübergeht, mit wachen Sinnen auf die tückische Sandgrube! Zu trauen ist sie nie!"

Geschrieben wurde dieser Zeitungsbericht von Herrn Adolf Peter Krönke aus Harsefeld.

Saftige Wiese in der Sandgrube

Am 27.02.1920 wurde vom Gemeinderat beschlossen, den Anbauern August Mehrkens ein Teilstück des Sandberges neben seinem Hause auf 20 Jahre zu verpachten. Das erste Jahr sollte er keine, dann aber jährlich 3 Mark Pacht an die Gemeinde zahlen. Es wurde ihm zur Auflage gemacht, die Ein- und Ausfahrt der Sandgrube nicht zu behindern.

Ich kann mich noch erinnern, daß A. Mehrkens dort, wo heute die Häuser von Frommke und Detje sowie der Spielplatz sind, auf einer saftigen Wiese seine Jungtiere und auch einen Esel weiden ließ. Die Ecke war so feucht, daß wir als Kinder dort mit einem Spatenstich Wasser hatten. Sehr zum Ärger von Opa Mehrkens haben wir da natürlich gerne gespielt.

Höhlentragödie in der Sandgrube

Die ersten Häuser waren schon am Wegesrand der Sandgrube errichtet, als sich folgende Tragödie in der Sandgrube abspielte.

„Hilfe, Hilfe!“ schrillte es entlang der Straße. Wir waren gerade beim Mittagessen, als dieser Schrei uns erreichte. Was war geschehen? Kurt Höft und Peter Praetzel, der damals oben in der Baracke wohnte, hatten sich dort, wo später Ernst und Anni Schoknecht sich ihr Haus errichteten, eine Höhle gebaut. Es muß so nach 1950 gewesen sein. Sie hatten ein viereckige Grube von ca. 1,50 m mal 1,50 m mal 1,50 m tief ausgeschachtet und darüber in Abständen Holzlatten verlegt. Die Zwischenräume hatten sie mit Säcken als Dach abgedeckt und das Ganze mit Sand beschwert. Und genau das wurde ihnen zum Verhängnis. Sie hatten soviel Sand darauf geschaufelt, so daß die Höhle einstürzte.

Peter Praetzel konnte sich nicht mehr ins Freie retten; Sand und das Lattengerüst hatten das Innere der Höhle total zufallen lassen. Von oben war nur Sand, vermengt mit Holz, zu sehen, und aus diesem Verwirr qualmte ein von den Jungs angeheizter Kanonenofen.

Ein böser und grausamer Anblick zugleich. Was tun? Mit der Schaufel war da kaum etwas zu machen. Also mit den bloßen Händen mußten wir versuchen, die eingefallene Abdeckung aus der Grube zu entfernen. Bissiger Rauch in den Augen behinderte erheblich diesen Vorgang. Meine Frau war inzwischen zu Feindts runtergelaufen, wir hatten damals alle noch kein Telefon hier oben, und hat den Arzt vorsorglich angerufen, der auch gleich kam.

Nach schweren Mühen bekamen wir den Peter -Gott sei gedankt- lebend aus der Höhle heraus. Blaß, nach frischer Luft schnappend und von dem Rauch übel geworden, erblickte er noch einmal das Licht der Welt. Der anwesende Arzt hat ihn gleich vor Ort verarztet. Mit einer Standpauke wurden die beiden nach Hause geschickt, für alle eine Erleichterung, waren doch alle noch einmal mit dem Schrecken davongekommen.


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