Der
Mensch braucht ein Plätzchen,
Mit unendlichem Fleiß und größter Sparsamkeit haben unsere Altvordern ihre kleinen An- bzw. Abbauerstellen in harter Pionierarbeit aufgebaut. Sie lebten in der Regel von den Produkten der Landwirtschaft und hatten Last, ihre Familien zu ernähren. Um 1800 waren in Deutschland noch ca. 80% der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt. Sie waren daher von Anfang an gehalten, sich ein zweites Standbein zuzulegen. Besonders in Notzeiten konnte ihre Scholle sie nicht ernähren, wie z.B. die "Hungerjahre 1846/47 auf der Stader Geest" beweisen. Die Missernte in diesen Jahren traf die Inhaber kleiner Landstellen existenzbedrohend. Aus Berichten von Horneburg und Harsefeld an die Landdrostei Stade geht z.B. hervor: "Der Roggen hat durch die Dürre sehr gelitten". "Das Weidevieh hat keine reichliche Nahrung gehabt". "Die Kartoffeln bekamen in der Blüte eine Krankheit, wodurch das Kraut schwarz wurde". Diese Missernte bedeutete ein Ausfall von 60% einer durchschnittlichen Ernte. Nach Aussagen von Zeitzeugen zum Ernteertrag: "gehört zu den schlechtesten, denen sich die ältesten Leute erinnern können". Verschiedene An- und Abbauern versuchten sich zusätzlich ein Gewerbetrieb aufzubauen, wie z.B. Brüggmann/Holzhandel; Feindt/Schenkwirtschaft; Meyer/Töpferei usw. Siehe hierzu auch die Ausführungen des Artikels: „Postmoorer Gewerbebetriebe“. Aber nicht alle strebten danach, selbständig zu sein, sondern arbeiteten zusätzlich in anderen Berufen. Aus der Horneburger Zeitung vom 27.06.1895 lesen wir z.B.: "Ueber 30 Arbeiter aus Bliedersdorf und Postmoor haben die Arbeit bei den Erdarbeiten an der Bahn gegenüber dem Bahnhofsgebäude nidergelegt. Grund ist Mehrforderung." Durch Ausübung des Steinsetzerhandwerkes fanden z. B. die Familien Bohlmann, Bollmeyer, Höft und Winkelmann ihren Broterwerb. Bei meinem Großvater, der 1894 gestorben ist, stand in der Sterbeurkunde z. B. der Hinweis: „Kröger und Steinsetzer." Sehr oft wurde dieses Handwerk an die Söhne weitergegeben. Noch heute übt Kurt Höft und wiederum sein Sohn diesen ehrbaren Beruf aus. Später sollten auch noch andere handwerkliche Berufe, wie Maurer, Musiker, Schlosser, Zimmermann und dgl. dazukommen; sie alle sorgten dafür, daß der kleine Nebenerwerbsbetrieb, die eigene Scholle, erhalten und vergrößert werden konnte. Die Frauen mußten auf diesen „lüttj’n Queelstee’n“ oft Schwerstarbeit leisten; denn, wenn die Männer auf Arbeit waren, mußten sie alle anfallenden Arbeiten verrichten. Hauptsächlich durch Viehwirtschaft sicherten sich unsere Kleinbauern ihre Existenz. Das nötige Futter, Wiesenheu und Rüben usw. erzeugten sie selber. Auch für unseren Landmann wichtige Informationen lieferte der"Allgemeiner Haushalts-Kalender, der s.g. Grüne mit Pferd aus dem Jahre Christi1848",der bis heute noch alljährlich erscheint und in keinem Haushalt fehlen durfte. Neben der kalendarischen Wiederkehr der Jahreszeiten und die Gesetze der Gestirne usw. ist der . Trächtigkeitskalender für die Viehzüchter von großer Bedeutung. Auch der übrige Feldanbau war auf Selbstversorgung ausgerichtet. Sie litten zwar keine Not, aber große Sprünge konnten sie auch nicht machen. Größere Veränderung kamen mit der Verkoppelung. Durch Aufteilung der Allmende (Flächen, die der Allgemeinheit gehörten) erhielten unsere ersten Ansiedler zusätzlich Wiesen- und Ackerflächen in ihren Besitz. Auch erwirtschaften sie sich weitere Flächen und vergrößerten dadurch ihren Grundbesitz. Mit der Einführung des Kunstdüngers wurden die Heideflächen urbar und zu Ackerland gemacht. Die fast über Jahrhundert gleichbleibende landwirtschaftliche Bewirtschaftung bekam bereits vor dem 2. Weltkrieg und verstärkt danach Aufschwung durch den Einsatz von immer moderneren und leistungsstärkeren Maschinen und Geräten. Was sich zunächst auch zum Vorteil für unsere kleinbäuerliche Landwirtschaft auszahlte. Zwischenzeitliche Versuche mit Obstanbau hielten nicht lange stand. Nur der Anbau von Sauerkirchen, Him-, Johannes- und Erdbeeren und dgl. hat sich bewährt und wird heute noch von Helmut Jonas, Hans Grewe und Peter Ehlers im Nebenerwerb betrieben. (Helmut Jonas bei der Apfelernte) Die übrige Entwicklung in der Landwirtschaft ging so rasant voran, daß die kleinbäuerlichen Betriebe keine Existenzchance mehr hatten, sie verpachteten größtenteils ihre Äcker und Wiesen an größere Betriebe. Heute im Jahre 1995 bestreitet in Postmoor keiner seinen Lebensunterhalt mehr durch Bewirtschaftung einer An- oder Abbauerstelle. Die nachstehende Statistik läßt erkennen, wie in der Landwirtschaft z. B. die Pferde vom Traktor verdrängt und die Milchkühe nur noch von wenigen Landwirten gehalten wurden. Bitte klicken Sie hier! |
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