Solange
noch die Eichen wachsen Friedrich Tewes aus Posthausen, + 4. 1. 1931 Strohgedeckte Häuser im Schutz der Bäume Da früher die strohgedeckten Dächer der Häuser durch Sturm und Wind besonders gefährdet waren, pflanzte man zu ihrem Schutz Laubbäume an. An der Wetterseite hatten Lindenbäume, mit kurzen Zwischenabständen aneinandergereiht, mit ihren dichten Kronen die Aufgabe, den Wind zu brechen. Noch heute können wir bei E. Bellmann und bei E. Rieken diese schönen Baumbestände, Zeitzeugen dieser Zeit, bewundern! Auch Eichen und Buchen erfüllten diese Aufgabe. Auch bei Brüggmann stehen heute noch die großen Eichbäume, die Schutz boten für das nicht mehr vorhandene strohgedeckte Haus der Familie Fick, später Brüggmann. Durch normalen Altersabgang werden leider diese alten Veteranen immer weniger, und nur selten werden sie nachgepflanzt. Es ist noch nicht lange her, es war im Herbst 1992, da wurde die große, majestätische Buche bei Friedhelm Höft von einem schweren Sturm zu Fall gebracht, sie fiel, Gott sei gedankt, so, daß das Haus keinen Schaden nahm. Die Scheune wurde nur leicht lädiert, was mit eigenen Kräften wieder behoben werden konnte. Auch erinnern wir uns an die Lindenbäume vor dem Hause Höft entlang der Straße. Sie wurden jährlich vor dem Ausschießen gestutzt, damit ihre Kronen nicht zu gewaltig wurden. Beim Neuausbau der Straße im Jahre 1970 fielen sie leider dem Bau der Regenwasserkanalisation zum Opfer. Auch an der Wetterseite vor dem ehemaligen strohgedeckten Haus von Mehrkens standen diese herrlichen Bäume. Ich kann mich besonders deswegen daran erinnern, weil wir als Kinder dort unter den Linden gespielt und in ihrem Schatten kleine Gärten angelegt hatten. Auch vor dem "Alten Rasthaus", dem Hause Brüggmann und vor dem Haus von Willy Grewe, das im Krieg abgebrannt ist, wie wohl vor jedem alten strohgedecktem Haus in Postmoor, wie wir auf Bildern erkennen können, waren diese Zeitzeugen vertreten. Erst im Jahr 1956, wie Werner Becker sich genau erinnern kann, wurden die großen Buchen, die einst dem ältesten Haus von Postmoor (1795) Schutz geboten hatten, gefällt. All diese Bäume trotzten aber nicht nur Wind und Wetter, nein, ihr Abkühlungseffekt durch Schatten und ihre enorme Verdunstungskraft (z. B. eine große Eiche/Jahr zwischen 30 50 m³) machten sich unsere Vorfahren zu nutze. Ein großer Laubbaum reinigt immerhin bis zu 4000 m³ Luft in einer Stunde und bindet jährlich ca. 100 kg Staub. Und so wurden nicht nur Bäume als Windschutz gepflanzt, nein, sie dienten auch zur Deckung des Holzbedarfes für den eigenen Hof als auch für die Aussteuer. Je mehr Baumbestand vorhanden war, desto angesehener waren die Hofinhaber. Es erfüllte sie mit Stolz, einen langjährigen Baumbestand ihr eigen nennen zu können. In einem Übergabevertrag meiner Vorfahren von 1868 heißt es u. a.: "Garten- und Heideplatz war mit 7 Stamm Eichen, 6 Stamm Buchen und 14 Stamm junger Obstbäume bestanden". Lindenbäume waren nicht aufgeführt, anscheinend hatten sie keinen Nutzwert. Die Wertschätzung von Laubbäumen wollte
die Gemeinde z. B. auch dadurch zum Ausdruck bringen, daß sie ihrem
Mitarbeiter Johann Preuß für seine Verdienste bei den erfolgreichen
Wettbewerben „Unser Dorf soll schöner werden“ zum Dank und zur Erinnerung
am Sportplatz eine stämmige Eiche mit seinem Namen pflanzte. Heilbringender StrauchEine besondere Beachtung kam dem Flieder- oder Holunderstrauch zu. Seit Urzeiten hatte er eine heilige Bedeutung. Mit seiner tiefgefurchten Borke und den gelblichweissen, stark duftenden Blüten war er auf jeder Hofstelle vertreten und hatte dort seinen geschützten Standort. In Mutters Hausapotheke fanden die heilbringenden Blüten Verwendung als "Fleedertee" gegen Erkältung und "Buukweeh un wat weet ich noch"! Und die reife Frucht, die Fliederbeeren, liefern ja noch heute den gesunden und geschmackvollen Saft mit seinen vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten für den Hausgebrauch. WegerandbewuchsDer Wegerandbewuchs hatte zu früheren Zeiten eine sehr viel größere Bedeutung als in der heutigen, rationalen Zeitepoche. Bei den geringen Düngemitteln, Mineraldünger wurde noch nicht angewendet, konnten es sich die Landwirte nicht leisten, daß die Bodenkrume durch s. g. Bodenerosionen durch die Luft wirbelte und auf Reisen ging. Ob an den Postwiesen oder in der Feldmark, wo sie ihre Äcker zwischen Heideflächen hatten, überall waren die Wegeränder dicht mit Buschwerk bepflanzt. Durch diese dichte Vernetzung war ein wichtiger Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Kleinlebewesen vorhanden. Auf der Kurhannoverschen Karte von 1769 sind die Heckenwälle gut erkennbar. Unsere Ahnen brauchten aber auch den Busch von den Sträuchern für ihr tägliches Leben. Sie verwendeten ihn zum Hausbau (Wandgeflecht), zu Heizzwecken, insbesondere zum Aufheizen des Backofens und für viele Dinge mehr. Auch die Besenbinder hatten Hochkonjunktur, sie waren bekannt unter dem Namen "De Bliersdörper Bessenbinners"; ihre Absatzmärkte reichten über Horneburg hinaus bis weit in die Marsch hinein. Durch die modern betriebene Landwirtschaft wurden sicherlich zuviele dieser Anpflanzungen gerodet. Heute wird mit viel Aufwand versucht, entstandenen Schaden zu beheben. Auch wir Postmoorer haben einen Beitrag zur Wiederanpflanzung der Wegeränder geleistet. Beim Spazierengehen staunt man, wie schnell die Sträucher herangewachsen sind, und man freut sich, daß man beim Pflanzen dabei gewesen ist. ObstbäumeDer Obstanbau wurde früher nicht im Grossen betrieben, aber für den Eigenbedarf wurden schon Bäume angepflanzt. Immerhin hatte der genannte J. Feindt bereits 1868 "14 Stamm junge Obstbäume" an seinen Nachfolger übergeben. Ich vermute, daß der große Birnbaum bei Feindts noch aus dieser Zeit stammt. Auch war es gang und gäbe, daß bei Geburt oder sonstigen feierlichen Anlässen, z. B. Hochzeit, Geburt eines Kindes usw. Bäume zur Erinnerung an diesen Tag gepflanzt worden sind. Ich nannte ein Kirschbaum mein eigen, der mir aus Anlaß meiner Geburt vom damaligen Bürgermeister Johann Steffens übereignet wurde. Apfelhöfe im größeren Ansatz, wie sie später angepflanzt wurden, haben sich bei uns nicht gelohnt und sind überwiegend wieder gerodet worden. Sauerkirschenplantagen sind zwar weniger geworden, aber sie sind noch vorhanden. (Die
HORNEBURGER ZEITUNG berichtet am 17. 1. 1920 über einen außergewöhnlichen
Diebstahl)
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