2. Weltkrieg Gefallene und Vermißte aus Postmoor
Krieg
darf es nie wieder geben; Heinrich Voigt Kriegsereignisse in und um Postmoor
Im zweiten Weltkrieg wurde auch unsere
Heimat zum Kriegsschauplatz. An Postmoor ist der 2. Weltkrieg nicht
spurlos vorübergegangen, nein, so wie überall, hat er auch bei uns
seine Spuren hinterlassen. Hier
soll über Kriegsereignisse berichtet werden, in die Postmoor verwickelt
gewesen ist. Scheinwerferstellung Auf der Ackerfläche gleich hinter Brüggmanns
Wirtschafts- und Wohngebäude, Postmoor 1, war während des letzten
Krieges eine Scheinwerferabteilung der Luftwaffe im Einsatz gewesen.
Jede Nacht oder während der Dunkelheit, wenn sich feindliche Flugzeuge
näherten, suchten die Scheinwerfer den Himmel ab, um sie ins Blickfeld
zu bekommen und die Flak bei der Abwehr zu unterstützen. Nur relativ
wenige Abschüsse waren zu verzeichnen. Edgar Bellmann erzählte mir, daß im Sommer
1944 ein abgeschossener Engländer mit dem Fallschirm bei ihnen
hinterm Schuppen, der am Koppelweg steht, runtergekommen wäre.
Schlachter Wilhelm Rogge hätte ihn, mit einem Gewehr bewaffnet,
nach Horneburg abgeführt. Zuerst haben noch ausgebildete Luftwaffensoldaten
in der Scheinwerferstellung Dienst verrichtet. Je länger aber
der Krieg dauerte, desto mehr wurden diese Soldaten an die Front
geschickt. Einer davon war Willi Tewes aus Bliedersdorf, einer
der vielen, die nicht zurückgekehrt sind. Als Ersatz kamen Volkssturmmänner,
wie z. B. Heinrich Schlichting (Hein Schapp), August Dammann u.
a. zum Einsatz. Als letzte Reserve aber wurden junge Mädchen
zu diesem Dienst verpflichtet. In Baracken, die nicht weit von
der Stellung entfernt standen, waren sie untergebracht. Nach der
Kapitulation hatten drei von ihnen, weil sie nicht gleich nach
Hause, nach Westfalen konnten, bei Familie Johs. Bellmann Unterschlupf
gefunden. Erst im Spätsommer konnten sie zu ihren Eltern zurück. Edgar Bellmann erzählt noch heute, daß
er und Fritz Eyßner die Mädchen in ihrer Heimat, in Witten an
der Ruhr, besucht hätten. Im Bremserhäuschen eines Güterwaggons
hatten sie die beschwerliche und abenteuerliche Hin- und Rückreise
unternommen, dafür aber kostenlos. Ein weiteres Mädchen war Gisela
Reese, sie wohnte später mit ihren Eltern in einer ehemaligen
Baracke der Scheinwerferstellung in der Sandkuhle, dort, wo heute
Feindts und Ternes Gärten aneinandergrenzen. G. Reese wurde später
die Ehefrau von Richard Feindt.
Da fast alle Männer zum Kriegsdienst einberufen
waren, kamen auch in Postmoor Kriegsgefangene und andere fremdländische
Männer und Frauen in der Landwirtschaft zum Einsatz. Feindts hatten
z. B. den Franzosen Henry Picavet beschäftigt. Die Gefangenen
wohnten in Bliedersdorf in der Gemeinschaftsunterkunft auf dem
Saal des Gasthauses „Fitschen“. Sie wurden morgens unter Bewachung
gebracht und abends wieder abgeholt. Es war u. a. verboten, mit
ihnen an einem Tisch zu essen oder sonst über Gebühr mit ihnen
Kontakt zu pflegen. Je weiter der Krieg über Europa ausgedehnt
wurde, desto unterschiedlicher waren die Menschen, die u. a. auch
hier zum Einsatz kamen. Bei Brüggmann war z. B. eine Ukrainerin
mit dem Vornamen Steffka kriegsverpflichtet. Konzentrationslager an der Gemeindegrenze An unserer Dorfgrenze zu Horneburg, hinter
dem Sportplatz, war ein Konzentrationslager in mehreren Baracken
eingerichtet gewesen. Die ca. 300 Häftlinge (zumeist ungarische
Jüdinnen) waren als Zwangsarbeiterinnen bei der Röhrenfabrik Philips-
VALVO, die von Hamburg ausgesiedelt war, tätig. Im Februar/März
1945 wurde das Lager von der SS aufgelöst. Die Inhaftierten wurden
zunächst zum Außenkommando "Porta" und im April 1945
nach Bergen Belsen deportiert. Fast alle Horneburger Häftlinge
sind dort umgebracht worden. |
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